
Thomas Heckner P h o t o g r a p h i e

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In der afro-kubanischen Santeria verbinden sich afrikanische Yoruba-Religion und Katholizismus. Durch den Sklavenhandel wurden innerhalb von 350 Jahren etwa 500.000 bis 700.000 afrikanische Stammesangehörige nach Kuba verschleppt, darunter viele Angehörige der Yoruba, eines Volkes aus Westafrika, insbesondere aus dem heutigen Nigeria. Um den katholischen Glauben der nur oberflächlich missionierten Sklaven zu festigen, führte die katholische Kirche im 17. Jahrhundert Bruderschaften ein. Da es den Sklaven zugleich verboten war, ihre eigene Religion zu praktizieren, nutzten sie diese christlichen cofradias (Bruderschaften) als Deckmantel. Ihre Kultstätten und Feste waren vordergründig katholisch, hinter der Kulisse aber regierten Yoruba-Gottheiten. Afrikanische und katholische Heilige verschmolzen miteinander. Beispielsweise wurde Babalu-Ayé, Herr des Leidens, mit dem katholischen Patron der Aussätzigen verknüpft: dem Heiligen Lazarus. Ihm zu Ehren findet jedes Jahr in den Tagen bis zum 17. Dezember die „Wallfahrt nach El Rincon zu Ehren des Heiligen Lazarus“ statt.
Der yabó ist in Kuba eine Person, die die höchste Initiation in der Santería, das heißt bestimmte Zeremonien und Einweihungsriten durchlaufen hat, die mit dem asentar el santo im Scheitelchakra der Person endet. Während des Initiationsprozesses verpflichtet sich der yabó die Ratschläge zu befolgen, welches ihr die Gottheiten durch das Orakel mit auf den Weg geben, und während des Zeitraums eines Jahres ausschließlich weiße Kleidung zu tragen, um sich von sämtlicher Negativität zu reinigen.
„Der Yoruba hat kein Problem, sich mit anderen Religionen zu vermischen. Ob Christ, Buddhist, egal was... Beim Vermischen oder Umprägen gibt es keine Einschränkung, weil sich kein „Heiliger Geist“ dagegen stellt, woran und wie zu glauben ist. Es gibt in der kubanischen Realität in allen Bereichen einen Geist der Vermischung.“
Santeria Priester
Babalú Ayé (Cancion tradicional)
„Das Fest zu Ehren Babalus
hat bereits begonnen
Gib mir 17 Kerzen
um sie im Kreuz aufzustellen
Gib mir einen Zigarrenstummel, Mayenye,
und einen Becher Feuerwasser,
Gib mir ein bisschen Geld, Mayenye,
damit das Glück zu mir kommt.“
Seit der Proklamation des sozialistischen Charakters der Revolution im April 1961 lebte die kubanische Bevölkerung jahrzehntelang unter dem Stigma der stalinistischen Interpretation der marxistisch-leninistischen Philosophie, wodurch sich viele Kubaner von der Religion distanziert hatten. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion ermöglichte die mythisch-religiöse Vergangenheit des Landes in Anbetracht der fehlenden materiellen Grundversorgung, bestimmte Traditionen, die durch die wiederholte, unantastbare staatliche Propaganda scheinbar in Vergessenheit geraten waren, neu zu bewerten. Beispiel für die heutige Popularität der afrokubanischen Religionen, besonders der Santería, ist die Wallfahrt zum Rincón, einem kleinen Dorf südlich Havannas in der Nähe von Santiago de las Vegas.