
Thomas Heckner P h o t o g r a p h i e

Home


Das Eine führt zum Anderen...
EL ESPIRITU
hgFd
FINDING REINALDO...
Als ich nach meiner 1. Reise aus Kuba wieder nach Hause kam, war ich wie berauscht von diesen Menschen und diesem Land. Ich beschäftigte mich immer mehr mit diesem Land, mit der Geschichte und Kultur. Dabei stiess ich auf den Dokumentarfilm "Havanna - Die neue Kunst, Ruinen zu bauen" in dem mich vor allem die Protagonisten beeindruckten. Allen voran Reinaldo Lotti Perez, der in Centro Habana, unweit des Capitolio in einem Theater lebt, das jedoch nur noch eine Ruine darstellt. Dass ich bald wieder nach Kuba reisen würde, davon war ich sowas von überzeugt wie selten zuvor und für das nächste Mal wollte ich mir eine Fotoaufgabe vornehmen, die da heisst , Reinaldo kennenzulernen und zu porträtieren. Reinaldo hat mich in diesem Dokumentarfilm so beeindruckt, dass in mir dieser Wunsch zu wachsen begann. Ich kann mich erinnern, dass ich das Teatro Campoamor in dem Reinaldo lebt, bei meiner ersten Reise öfters passiert habe, jedoch ist es mir nie weiter aufgefallen. Also bei meiner nächsten Reise nach Kuba wusste ich schon wo ich suchen musste!
Als es dann im August 2012 wieder so weit war mit meiner 2.Reise nach Kuba, nahm ich mir das Teatro Campoamor mal genauer unter die Lupe. Es gab eigentlich nur einen kleinen Durchblick bei einem kleinen Durchbruch einer zugemauerten Tür, und was ich dabei erblickte war ein verfallenes Theater, mit halb zerstörtem Dach, morschen Ziegelwänden und Pflanzen die den Platz der nicht mehr vorhandenen Bühne überwucherten. Jemand passierte mich hinter meinem Rücken, und mit etwas Verzögerung folgten meine Augen dem Passanten, der jetzt etwa 3 Meter zu meiner Linken stand, einen Schlüsselbund in der Hand hielt und dabei war die Holztüre, die scheinbar ins Innere des Campoamor's führt, aufzuschliessen. Er blickte mich an und fragte mich, ob ich eintreten wolle.
Das war also Reinaldo. Jetzt steht er leibhaftig vor mir und bittet mich einzutreten.Wie einfach sich mein Plan/Inspiration/Wunsch erfüllt hatte. Vielleicht sah er in mir auch nur die Möglichkeit sich bei einem Touri ein paar Dollars dazu zu verdienen. Wir traten ein und ich betrat eine völlig andere Welt, eine andere Realität. Wir standen an der Seite des Zuschauerraums. Der Blick nach oben verdeutlichte die Gefahr von herabstürzenden Teilen. Die Dachkonstruktion war mehr oder weniger nur noch als Skelett erkennbar, die Gemäuer des Theaters, die durch das mehr oder weniger nicht mehr vorhandene Dach jeglicher Witterung ausgesetzt ist, verwittert und bröckelig. Wenn man nur lange genug seine Fantasie schweifen lässt, kann man das Leben und die Freude spüren, die einst dieser Ort versprüht haben könnte. Reinaldo stellte sich mir vor und erzählte mir, dass er schon seit 1993 hier in diesem Theater lebt. Anfangs war es noch ein Parkplatz für Motorräder,Fahrräder und Fahrradtaxis und er fing an, dort als Parkplatzwärter zu arbeiten. Da er zu dieser Zeit keine Wohnung hatte, (sein Onkel, bei dem er wohnte, verstarb und er musste aus der Wohnung ausziehen), überzeugte er seinen Chef, dass es besser wäre, wenn er hier wohnen würde, so könnte er rund um die Uhr auf dieses Gebäude und die Fahrräder und Motorräder aufpassen.Später wurde das Parkhaus wegen zu hoher Einsturzgefahr geschlossen,nachdem eine Person von herunterfallenden Teilen erschlagen worden ist.Seitdem ist der Zutritt zu diesem Gebäude offiziell verboten. Reinaldo blieb, bis zum heutigen Tag. Er bat mich ihm zu folgen. Er wolle mir sein Zimmer, das er im 1. Stock bezogen hatte, zeigen, ein ehemaliges Maskenzimmer, und wiess mich erneut darauf hin sich vorsichtig in diesem Gebäude zu bewegen und bestimmte Plätze ganz zu meiden. Irgendwie hatte es für mich den Anschein, Reinaldo und dieses Gebäude sind eine Symbiose miteinander eingegangen. Das Gebäude spricht mit ihm und Reinaldo spricht mit dem Gebäude....
Wir freundeten uns an und ich besuchte Reinaldo während dieses Aufenthaltes, und auch bei meinen folgenden Reisen nach Kuba war Reinaldo immer meine 1. Anlaufstation. Ich erinnere mich, dass ich damals noch vorsichtig war, wenn ich ihn besuchte, an der Straße hing eine Überwachungskamera, die u.a. auch den Vorplatz des Theaters im Auge hatte, unabhängig ob sie funktionierte oder nicht, auch standen immer Polizisten im Umkreis herum, aber das ist ganz normal hier in Havanna. Ich als Touri wurde bisher von ihnen nie transaliert, im Gegensatz zur Bevölkerung, die das Haus nur mir ID-Ausweis verlassen dürfen, da sie jederzeit kontrolliert werden können. Nicht so unwahrscheinlich, dass es, in einem Staat in dem so viel Armut herrscht, Tür und Angel für die Korruption öffnet.
Reinaldo sprach sehr bedächtig mit mir, in langsamen Spanisch und wenn ich etwas nicht verstand, hat er es mir geduldig in noch einfacheren Spanisch nochmals erklärt.Von diesem Tag an sollten wir noch viel Zeit miteinander verbringen. Je öfters wir uns trafen, desto mehr hatte ich das Gefühl Reinaldo müsste auf mich aufpassen wie auf einen kleinen Bruder und er sich sorgt mir könnte etwas zustossen.
La Peregrinacion Al Rincon, Dezember 2013
Für den Transfer nach El Rincon engagierte uns Reinaldo einen Chaffeur. Doch schon nach wenigen 100 Metern verlor das Gefährt sein hinteres linkes Rad und ich durfte erlebten wie man hier auf Kuba Probleme löst! Da hier immer noch Mangel an Allem herrscht, wurden einfach vorbeifahrende Autos angehalten und danach gefragt ob sie eine passende Radschraube, die gerissen war,hätten bzw. jemanden kennen, der eventuell so eine ähnlich Radschraube haben könnte oder wiederum derjenige vielleicht wieder einen kennt, der...

© 2022 Thomas Heckner Photographie